Die Ostensionen von Saint-Léonard sind vermutlich ebenso alt, als die von Limoges. Die Überführungen (Verlegung von der einfachen Kapelle in die Kollegiatskirche und dann innerhalb dieser) der Reliquien des hl. Leonhard sind für die Jahre 882 und 1010 belegt, wie in Limoges die von Saint-Jean-d´Angély. Im Jahr 1094, während einer neuen Epidemie der „Mal des Ardents“ (einer Vergiftung durch vermehrtes Auftreten von Mutterkorn im Roggengetreide), wurden die Reliquien des hl. Leonhard auf den Hügel von Champmain relique3.jpg (vor den Toren der Stadt Saint-Léonard) getragen, um es den Kranken zu ermöglichen hier (durch deren Verehrung) Heilung zu bekommen.

Nach Bauarbeiten in der Krypta der Kollegiats- (Stifts-) kirche im 12. Jahrhundert blieben die Reliquien bis zum Jahr 1403 verschollen. Einige Wochen nach deren Wiederauffindung kam der Bischof von Limoges, Mit- Lehensherr von Saint-Léonard, in die Kollegiats-(Stifts-)kirche und legte den Schädel des Heiligen in Anwesenheit einer großen Menschenmenge in ein Reliquiar aus vergoldetem Silber.

Diese Zeremonie war der Beginn einer langen Reihe von Ostensionen, die ab 1561 im siebenjährigen Rhythmus abgehalten wurden, wegen der Unsicherheit im Land lediglich 1589 und aufgrund des Höhepunkts der Revolution 1799 unterbrochen. Sicher war es dann 1596 ein besonders anziehendes Ereignis als die Priester aller Pfarreien der Stadt Limoges an der Prozession teilnahmen. Im Jahr 1619 fand eine außergewöhnliche Ostension zu Ehren des Prinzen von Condé (Heinrich II. von Bourbon) statt, der kurz zuvor aus der Haft entlassen worden war. Der Bischof nahm die Schädelreliquie und trug sie am Ende der Ostension in einer Prozession durch die ganze Stadt; dann erteilte er am Kreuz auf dem Champmain den Menschen den Segen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden, wie auch in Limoges, von den Verantwortlichen der Kommune (Stadtverwaltung) alle Straßen und Plätze zu neutralen, öffentlichen Räumen erklärt und angeordnet, dass religiöse Prozessionen in den Straßen verboten sind und nur noch innerhalb kirchlicher Räume stattfinden dürfen. Erst im Jahr 1953 durfte Saint-Léonard-de-Noblat seine Ostensionen wieder aufnehmen. Diese, jetzt von einem Ostensionskomitee geplant und gestaltet, in dem die Stadtverwaltung und die Bruderschaft des hl. Leonhard zusammenarbeiten, haben zwischenzeitlich eine europäische Bedeutung erlangt, die Verehrung des hl. Leonhard ist weit verbreitet, vor allem auch in Italien und Deutschland.

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Übersetzung: Hermann Plöckl, D 86551 Aichach

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<Der traditionelle Ablauf der Ostensions | Die Besonderheit der Ostensionen von Saint Léonard >

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